Seitdem wir unterwegs waren, sind uns immer öfter Frauen mit Gesichtsmalereien aufgefallen. Sie hatten teilweise sehr filigran gezeichnete Muster auf ihren Wangen und ihrer Stirn. Andere wiederum waren im gesamten Gesicht mit einer gelben Paste bemalt. Als ich eine schön bemalte Frau danach fragte, sagte sie mir, dass sei gegen die Sonne und für die Schönheit.
Auf Nosy Komba konnte ich eine junge Frau beobachten, wie sie diese Paste herstellte und anrührte. Sie saß im Sand und hatte vor sich in ihren Schoss einen flachen Stein gelegt. Mit einem zweiten Stein zermahlte sie darauf ein Stück Holz - später erfuhr ich, dass es Sandelholz war- und ließ von ihren Fingerspitzen einige Tropfen Wasser auf das zu Pulver zermahlene Holz tropfen. Mit einem Stöckchen vermengte sie Wasser und Pulver zu einer leuchtend gelben Paste. Sie nahm eine Spiegelscherbe in die eine Hand und fuhr mit der anderen erst in die Paste, dann in ihr Gesicht und verteilte die gelbe Paste dort gleichmässig. Ich saß die ganze Zeit neben ihr im Sand und ließ keine ihrer Bewegungen unbeachtet. Als nach dem Bemalen von ihrer Freundin immer noch etwas Paste übrig war, fragte ich sie, ob sie mich auch bemalen würde.
Ohne groß zu nicken oder mit dem Kopf zu schütteln fing sie an, die Reste der gelben Paste zusammen zu kratzen. Ich schloss die Augen, und sie strich mir vorsichtig mit ihren Fingern über die Wangen und verteilte das Gelb in meinem Gesicht. Natürlich leuchtete es auf weißer Haut längst nicht so schön wie auf dunkler! Da ich über die Benutzung der Sandelholz-Paste nicht viel wusste, machte ich den beiden jungen Frauen alles nach. Sie ließen die Paste den ganzen Tag einwirken; so tat ich dies auch. Immer mal wieder strömte ein feiner, holziger Duft des Sandelholzes in meine Nase. Bevor ich dann abends in meinen Schlafsack kroch, wusch ich sie - verbunden mit einem kurzen Bad im Meer- wieder ab. Die Haut fühlte sich sehr gut an!
|
|
Gesichtsbemalungen einer Frau auf Nosy Komba
Herstellung von Sandelholzfarbe |
